Magazin Lübecker Bucht - September 2025

2024 veröffentlichte das Bundesamt für Fa- milie, Senioren, Frauen und Jugend den ersten Einsamkeitsbarometer der Bundes- regierung. Dabei handelt es sich um eine umfassende Analyse der letzten 30 Jahre im Hinblick auf das Einsamkeitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger. Das Ergebnis: Einsamkeit ist vielschichtig und eine wach- sende gesamtgesellschaftliche Herausfor- derung. Besonders dramatisch war dieser Zustand während der Corona-Pandemie und belastete erstmals vor allem junge Er- wachsene und Frauen, die Angehörige pflegten oder Care-Arbeit leisteten. Das besserte sich nach der Aufhebung aller Be- schränkungen zwar wieder, doch die Pro- zentzahl an Menschen, die sich regelmäßig allein fühlen und unter „sozialer Einsam- keit" leiden, ist weiterhin hoch. Einsamkeit ist aber nicht nur ein „unange- nehmes Gefühl", sondern kann auf Dauer so belastend sein, dass sie sich negativ auf die körperliche und psychische Gesundheit auswirkt. Aus diesem Grund nahm sich auch die Techniker Krankenkasse (TK) jüngst dem Thema an und brachte den Ein- samkeitsreport 2024 heraus. Er ergab, dass sich hierzulande knapp die Hälfte der Menschen hin und wieder, vier Prozent sogar häufig, einsam fühlen. Etwas dage- gen zu unternehmen, fällt den meisten nicht leicht. 78 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen empfinden das Thema sogar als Tabu und verschweigen das Ge- fühl. Über 70 Prozent gaben als Strategie gegen Einsamkeit an, in diesen Momenten Musik zu hören oder Filme zu schauen. 71 Prozent entscheiden sich stattdessen für einen Spaziergang, während etwas über die Hälfte sich im Garten die Zeit vertreibt. „Diesen Aspekt finden wir sehr spannend, vor allem im Hinblick auf unsere Initiative ‚Rettet den Vorgarten‘, mit der wir unter anderem den sozialen Aspekt des Vorgar- tens hervorheben", sagt Dr. Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). „Denkt man an frühere Zeiten, dann wurden vor der Haustür häufig alltägliche Hausarbeiten durchgeführt – immer bereit für ein kurzes oder auch mal längeres Gespräch mit Nachbarn und Spaziergängern. Im Vorgar- ten kam man in Kontakt mit anderen Men- schen kommen." Dieser kommunikative Aspekt ist im Laufe der letzten Jahrzehnte jedoch in den Hintergrund gerückt – dabei könnte er sich in der heutigen Zeit positiv auf unsere eigene Stimmung und das Ver- hältnis zur Nachbarschaft auswirken. Und gerade unsere wohnliche Umgebung spielt bei diesem Thema auch eine entschei- dende Rolle, wie der TK-Einsamkeitsreport zeigt: Menschen mit einem guten Verhält- nis zu den Personen aus der eigenen Straße oder Ortschaft fühlen sich weniger einsam. Die Nachbarschaft kommt direkt hinter der Familie, einem guten Hobby und engen Freundschaften und bildet ein sozia- les Netz, das Einsamkeit abfedern kann. Quelle: BGL MAGAZIN LÜBECKER BUCHT 72 GEGEN DIE EINSAMKEIT © Foto: BGL DER VORGARTEN ALS SOZIALER ORT! © Foto: BGL

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